Erst mal die Hörnlihütte erreicht

Ständeratswahl – die Solothurner SP will am 24. Januar mit Roberto Zanetti aufs «Horu»
Zu diskutieren gab es nichts am SP-Parteitag in Solothurn. Einstimmig beschlossen die gut 70 Stimmberechtigten, am 24. Januar mit Roberto Zanetti zur zweiten Runde der Ständeratsersatzwahl anzutreten.
UELI WILD
Die Stimmung in der Säulenhalle des Landhauses war gut und locker. Dazu hätte es des im Hintergrund dampfenden Glühweins nicht bedurft. Kein Wunder: Mit gut 40 Prozent der Stimmen hatte der Kandidat der SP im ersten Wahlgang das mit Abstand beste Ergebnis der drei Kandidaten errungen. «Ein Super-Resultat», wie Parteipräsidentin Evelyn Borer befand. «Ich hoffe», so die Kantonsrätin aus Dornach, «dass ich das in zwei Monaten noch einmal sagen kann.» Die SP dürfe Freude haben an Roberto Zanettis Resultat im ersten Wahlgang. Aber sie dürfe sich jetzt noch nicht zufrieden geben, warnte die Präsidentin.
Ähnlich tönte Wahlkampfleiter Markus Schneider, SP-Fraktionschef im Kantonsrat: «Wir haben einen wichtigen Etappensieg errungen – wir können aber keinen Zeitvorsprung in die zweite Etappe mitnehmen.» Schneider analysierte die Resultate der Wahl vom vergangenen Wochenende und kam unter anderem zum Schluss, Zanetti habe von allen drei Kandidaten klar am meisten Stimmen über sein eigenes Lager hinaus gewonnen. Nach Schneiders Berechnungen holte der SP-Kandidat rund 40 Prozent der freisinnigen Stimmen. Auf Roland Borer entfielen 30 und auf Roland Fürst 20 Prozent: 10 Prozent der FdPWähler legten leer ein. Roberto Zanetti habe sich ganz entschieden als der richtige Kandidat erwiesen.
Schneider zeigte weiter deutlich auf, dass Zanetti vor allem im urbanen Raum punkten konnte, schwang er doch in 14 der 17 Gemeinden mit über 4000 Einwohnern obenaus; in den übrigen drei landete er auf Platz zwei. Von daher, so der SP-Wahlkampfleiter, sei es wichtig, die Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang möglichst hoch zu halten, weil diese auf dem Land erfahrungsgemäss weniger stark sinke.
Rast in der Hörnlihütte
Zanetti selbst, der sichtlich gerührt war, verglich das Unterfangen Ständeratskandidatur mit einer Matterhorn- Besteigung. Inzwischen habe er die Hörnlihütte erreicht, wo er eine kurze Rast einlege. Dann werde der Aufstieg zum Gipfel (aufs «Horu», wie die Zermatter sagen) in Angriff genommen, und er sei sicher, dass ihn seine Bergführerinnen und Bergführer nicht in den Seilen hängen lassen würden. All jenen, die ihn bis hierher unterstützt haben, dankte Zanetti herzlich, angefangen bei der in der internen Ausmarchung unterlegenen Nationalrätin Bea Heim, über die Plakatierer, die Facebookgruppe und den neuen Parteisekretär, Kantonsrat Niklaus Wepfer aus Balsthal, bis hin zum Wahlkampfleiter, der für die Farbgebung auf dem Plakat zuständig gewesen und ihm auch mit Tenüvorschriften beigestanden sei …
«Bitte nicht auf die Gegner schiessen»
Er selbst, versprach Zanetti, werde noch einmal alles geben, und verband damit die Hoffnung, dass «seine Bergführerinnen und Bergführer» dasselbe tun werden. Er bat auch, weiterhin «nicht auf die Gegnerschaft zu schiessen ». In der ersten Runde sei dies ausgezeichnet gelungen. «Wir haben nie die Nerven verloren, und ich bin überzeugt, dass sich das ausbezahlt hat.» In diesem Zusammenhang rühmte er nebenbei auch die SVP: Von dieser Seite sei ihm im bisherigen Wahlkampf nie irgendeine Verunglimpfung begegnet. Im Zusammenhang mit dem grossen Zuspruch, den er von freisinniger Seite erfahren hatte, erklärte Zanetti: «Wirtschaft ist das Zusammenspiel von Arbeit, Kapital und Ressourcen. Und jeder Linke, der einigermassen alle Tassen im Schrank hat, muss an einer funktionierenden Wirtschaft interessiert sein.» Nur so gebe es auch einen Kuchen, den man verteilen könne. Alex Capus, der neue Präsident der Oltner Sektion, konstatierte, Zanetti zeichne sich durch grosse Glaubwürdigkeit aus. Was man von ihm in Olten wisse? «Zanetti – das ist doch der, der in Gerlafingen 500 Arbeitsplätze bei der Von Roll gerettet hat …»
Quelle: Oltner Tagblatt vom 2.12.2009, Seite 11