Nur zwei kämpften um Sitz in Bern

Auf Einladung der SVP Solothurn- Lebern trafen sich anderthalb Wochen vor den Ständeratswahlen SP-Kandidat Roberto Zanetti und SVPBewerber Heinz Müller im Parktheater zu einer Podiumsdiskussion. Aus terminlichen Gründen passen musste CVP-Vertreter Roland Fürst.
ANDRÉ WEYERMANN

Die Besucherinnen und Besucher im gut besetzten Ratssaal kamen in den Genuss einer kurzweiligen und spannenden Diskussion in einer von gepflegter Streitkultur geprägten Atmosphäre. Dies vor allem dank der Tatsache, dass sich die beiden Kontrahenten als äusserst eloquente Redner erwiesen, sich aber auch gegenseitig respektierten. Dazu hielt sich Gesprächsleiter Urs Byland zurück, überliess die «Spielwiese » den Protagonisten und schritt nur ein, wenn ein Votum auszuufern drohte. Hier der Gewerkschafter, da der Unternehmer: Eine Ausgangslage, welche einiges an Konfliktpotenzial erwarten liess. Der eine oder andere Besucher dürfte deshalb nicht schlecht gestaunt haben, dass in einigen Fragen grundsätzlich Übereinstimmung herrschte. So wollen beide den Kanton Solothurn im Ständerat offensiver vertreten, die Frage des AHV-Alters flexibel gestalten und im Gesundheitswesen neue Wege einschlagen. Bei der Umsetzung und Problemlösung schieden sich dann naturgemäss die Geister.

Wie die AHV gerettet werden kann
«Wir müssen das AHV-Alter flexibel gestalten», sagte Heinz Müller. Weil die finanziellen Möglichkeinen knapp würden, gebe es nur wenige Szenarien. «Wir kürzen die Renten, wir arbeiten länger oder wir erhöhen die Beiträge der jüngeren Arbeitnehmer.» Flexibel sein, ja, aber es müsse für alle die gleichen Möglichkeiten geben, betonte Roberto Zanetti. «Es darf nicht sein, dass sich nur Besserverdienende eine frühzeitige Pensionierung leisten können. Für körperlich schwer arbeitende Berufsleute muss diese ebenfalls gewährleistet sein», erklärte er. Dazu müsste auch über die Verteilung von Produktionsüberschüssen diskutiert werden, fügte er an. Heinz Müller wehrte sich in der Folge gegen «sozialistische Ideen von Umverteilung».

Heisses Eisen Gesundheitswesen
Dass im Gesundheitswesen eine Eindämmung der Kosten wegen der verschiedensten Interessen und Befindlichkeiten nur schwer zu erreichen ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. «Eigentlich müssten die nötigen Schritte von einem Politiker eingeleitet werden, der nicht mehr gewählt werden muss», sagte dazu Heinz Müller. Roberto Zanetti möchte die Spitalplanung angesichts der regionalen Ansprüche vom Kanton weg in die Verantwortlichkeit des Bundes überantworten. Heinz Müller plädierte im Weiteren dafür, die Eigenverantwortung zu stärken. Jeder sollte sich bewusst werden, was er versichert haben will, und dementsprechend seine Prämien selber zusammenstellen. «Bei der Autoversicherung kann ich ja auch bestimmen, ob ich eine Vollkasko abschliessen will oder nicht», argumentierte der Unternehmer. Zanetti seinerseits plädierte für eine Einheitskasse bei der Grundversicherung, wie dies in Ostschweizer Kantonen momentan angedacht wird. «Gerade im Gesundheitswesen spielt der Wettbewerb nicht. Bei der Komplexität der Materie sind viele Leute schlich überfordert, eigenverantwortlich zu handeln», fügte er bei.

Feierabend im Netz
Nach gut zwei Stunden intensiver Diskussion – zu weiteren Themen wie Ausländerproblematik, Wirtschaftskrise etc. – wurden die Kandidaten mit Applaus entlassen. Feierabend dürfte für beide noch nicht gewesen sein. Übereinstimmend hatten sie nämlich die Wichtigkeit der neuen Medien betont. So warteten wohl noch Facebook, Twitter sowie die Beantwortung von E-mails auf sie.

Quelle: Solothurner Zeitung vom 15. Januar 2009, Seite 23

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