«Im Stöckli hört man zu»

Seit einer Woche ist er im Ständerat und bereits voll des Lobes über die dort herrschende gute Gesprächskultur. Der SP-Politiker Roberto Zanetti war zu Gast am Parteitag der SP Oberaargau in Buchsi.
Irmgard Bayard
«Die Stimmung dort ist ganz anders als im Nationalrat», sagte Roberto Zanetti beim Apéro nach dem Parteitag der SP Oberaargau. «Im Ständerat werden echte Debatten geführt, man hört einander zu.» Das sei ein grosser Unterschied zum Nationalrat, wo oft Marktplatzstimmung herrsche. «Die Diskussionen erinnern mich an meine Zeit als Gemeindepräsident von Gerlafingen. Dort wie im Ständerat werden für die Probleme Lösungen gesucht», zieht der Solothurner SP-Politiker einen Vergleich. Sehr gefreut habe ihn auch, dass er im Bundeshaus über die Parteigrenzen hinweg willkommen geheissen worden sei.
Vielseitige Politkarriere
Der 56-jährige Zanetti hat im Kanton Solothurn bereits eine längere Politkarriere hinter sich und kennt die Legislative wie die Exekutive von seinen Ämtern als Kantons- und Nationalrat sowie als Gemeindepräsident und Regierungsrat. Am Parteitag plauderte er aus dem Nähkästchen seines Wahlkampfes. Die Partei sei geschlossen hinter ihm gestanden, «wir wollten wieder einmal einen Sieg erringen». Er gab den anwesenden Kandidierenden den Rat, «die Herzen und Bäuche der Menschen anzurühren, nicht nur ihr Hirn». Man müsse nahe bei den Leuten sein. «Ich gebe gerne zu, dass ich oft in Beizen gehe und den Menschen zuhöre.» Allerdings müsse man dies durchs Jahr hindurch tun, und nicht erst zwei Wochen vor den Wahlen. Wichtig findet Zanetti auch, dass die Geselligkeit innerhalb der Partei nicht vergessen gehe. «Wir finden weder Wähler noch Parteimitglieder, die sich engagieren, wenn wir mit einer Essigsäufermiene herumlaufen.»
Markus Meyer, Präsident SP Oberaargau, eröffnete den Parteitag mit seinem Jahresbericht. Dabei ging er auf die veränderte Parteiensituation im Oberaargau ein. 1968 sei die Region in Bern mit acht Grossräten aus zwei Parteien (SP und BGB) vertreten gewesen. «1994 kam die FDP dazu.» Und heute seien es fünf Parteien mit guten Chancen, gewählt zu werden, sowie weitere drei, deren Resultate nicht abgeschätzt werden könnten. «Die Parteienlandschaft ist vielfältiger, zersplitterter, uneinheitlicher, diffuser und dadurch die einzelnen Parteien schwächer».
Meyer ging auch auf die «positiven vier Jahre» der rot-grünen Regierung im Kanton Bern ein. Manchmal seien es nur Kleinigkeiten, «aber wichtige», die längerfristig relevante Veränderungen nach sich zögen.
Burkhard nominiert
Der gesamte Vorstand wurde von den Delegierten bestätigt. Marianne Burkhard (Roggwil) hat sich als Kreisrichterin beworben. Sie war bereits sieben Jahre als Suppleantin tätig. Die Partei nominierten sie einstimmig zuhanden des Grossen Rates.
Die Grüsse der Kantonalpartei überbrachte Vizepräsident Roland Näf. Er forderte die anwesenden Genossinnen und Genossen auf, mit der Bevölkerung Gespräche zu führen und ihnen aufzuzeigen, wie viel Positives die Partei in den letzten Jahren erreicht habe.
Quelle: Langenthaler Tagblatt / MLZ; 2010-03-08